Die Rache der Natur

Verfasst am Mittwoch, 21. Apr 2010


Heute muss ich ein Geständnis ablegen. Ich habe panischen Ekel vor allem, was krabbelt. Ja, Ekel, keine Angst. Angst hat man gewöhnlich vor Blitzeinschlägen, schlechten Nachrichten oder spontaner Selbstentzündung. In diesem Falle ist es allerdings definitiv keine Angst. Es ist einfach nur purer Ekel: Alle Haare, die ich irgendwo hab, richten sich auf. Sogar die auf dem Kopf. Ich bekomme Gänsehaut und alle meine Gliedmaßen ziehen sich zusammen. Ich fange an panisch in der Gegend herumzurennen und kreische wie ein kleines Mädchen nach dem DSDS-Finale im Angesicht der Aschewolke. Was für alle eventuellen Zuschauer ein Heidenspaß und im Fernsehen ein Quotenrenner wäre, lässt sich für mich mit einem einzigen Wort wiedergeben: HORROR. Nicht nur wegen dem unaussprechlichem Ekel, sondern auch weil ich unweigerlich die vollständige Kontrolle über meinen Körper meinen Instinkten in die Hand drücke…

Und alles nur, weil da etwas haariger, verhältnismäßig fetter ist als ich und auch bei der Anzahl der Extremitäten mir haushoch überlegen ist. Meistens ist es auch noch tausend Mal schneller als meine Zeitlupenreaktionen. Vor allen Dingen versetzt mich aber der Gedanke daran, dass es mich berühren könnte, in allerpanischste Hochpanik. Mir wird übel.

So sollte der Hummelangriff letztens auf dem Balkon nicht der letzte Schlag der Natur gegen meine geschundenen Nerven sein. Ich war allein daheim und ahnte nichts Böses, als ich in die Küche loslief, um meine Tasse kaffeetechnisch zu updaten. Und dann passierte es: Der furchtbarste Terroranschlag der Natur, der je auf mich verübt wurde. Während ich nichtsahnend über die Türschwelle aus dem Arbeitszimmer in den Flur trat, bemerkte ich, wie sich ein riesiges, schwarzes und verdammt haariges Es zwischen meinen Füßen Richtung Arbeitszimmer bewegte. Was dann passierte, muss aufgrund der unübersichtlichen zeitlichen Überschneidungen einzeln betrachtet werden:

  • Ich schrie und zwar sehr hoch, sehr laut und gefühlt sehr lange. Zudem muss ich rückwirkend feststellen, dass mein Stimmvolumen in Notsituationen mehr Oktaven umfasst als das von Mariah Carey. Deutlich mehr.
  • Ich sprang in einem Satz in die Küche und wäre beim Weiterrennen beinahe gegen das Küchenfenster geknallt. Wäre es offen gewesen, wäre ich geradewegs nach draußen in die offenstehende Mülltonne geflogen. Zusammen mit meinem Kaffeebecher.
  • Sollten wir hier jemals Poltergeister gehabt haben, haben sich diese spätestens heute in professionelle Behandlung begeben. Oder sie traten nach meinem Schrei eine Weiterbildung an.

Da stand ich also in der Küche, den Blick auf Es gerichtet. Ich hatte keine Handlungsmöglichkeiten: Der Staubsauger war verstaut in der Kammer direkt zur Rechten des überdimensionalen Monsters. Es mit Küchenrolle schnappen und einwickeln kam erst recht nicht in Frage. Dafür war es viel zu groß, als dass ich es ohne bleibenden psychischen Schäden hätte entsorgen können.

Von wegen ‘Ich war nicht umsonst vier Jahre Power Ranger’. Damals hätte ich wenigstens meinen Zord rufen können. Den “Ich hau euch allen aufs Maul”-Ring aus meiner Captain Planet-Zeit habe ich verlegt. Weit und breit kein Mondstein. Nicht mal ein verkackter Pokéball!

Ich hatte keine Wahl. Also befüllte ich in Windeseile meine Kaffeetasse, das Ungeheuer nicht aus den Augen verlierend und trat danach den Rückweg an. Ich war schneller im Arbeitszimmer als Durschmarsch in der Porzellanschüssel. Sofort nach dem geschickten Sprung über das Grauen auf dem Boden, stellte ich sicher, dass es noch draußen war und knallte die Tür zu.

Und nun? Ja. Es war mitten am Tage und es würde noch Stunden dauern, bis mein Mitbewohner von Arbeit kommen würde, der zu seinem Glück keine ekelbedingten Panikattacken kennt. Eine panische SMS mit einer eindringlichen Beschreibung meiner Notlage brachte leider nicht das, was ich mir vorstellte. Er konnte leider nicht sofort nach Hause. Die Ausrede würde ihm keiner abkaufen. Es würde nicht mal was bringen, wenn ich seiner Chefin ein bißchen was vorheulen würde. Dabei sollen männliche Mitmenschen doch immer Gefühle zeigen?!?

Mir blieb nichts anderes übrig, als mich mit dem zu beschäftigen, wovor ich mich seit Tagen erfolgreich gedrückt habe: Meine Hausarbeit schreiben… Es vergingen viele gefühlt endlose Jahre, bis mein Mitbewohner dann endlich nach Hause kam, das Monster ausfindig machte und mich aus meinem selbstgewähten Gefängnis befreite. Ich kann in der Rückblende nur froh sein, dass ich mich nicht auf Klo eingesperrt habe.

Über mich

Mein Name ist Alex und ich verfasse hier originelle Beiträge zum Werte-verfall. Mehr über mich erfährst du hier. Solltest du mir irgendetwas mitteilen wollen, dann kannst du dies gern hier tun. Viel Spaß!

Ohrwurm



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V.

22. April 2010 um 04:14
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1

:big_smile:
Sag dit nächste mal Bescheid – ick komm und rette Dir!

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Stas

23. April 2010 um 20:52
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2

:haha:
Ja, sowas kenn ich selber, aber irgendwann und irgendwo habe ich den Ekel verloren und er hat zum Glück bis heute immernoch nicht nach Hause gefunden.

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Alex Storm

23. April 2010 um 22:18
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3

@V: Ich war unrettbar, da ich dir hätte die Tür öffnen müssen… :shocked:

@Stas: Wenn er heimkommt, sag mir, wo er war, dann schick ich meinen auch los…

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karottensaft

24. April 2010 um 08:21
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4

Kannst das nächste Mal auch bei mir anrufen, wenn Dir keiner helfen kann :the_iron_man:

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Alex Storm

24. April 2010 um 22:44
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5

oh man, bin ich der einzige der ekelpanik vor großen käfermutanten hat?^^

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MindfuckUnlimited

18. Mai 2010 um 18:35
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6

Besser, als meine Vorgehensweise:
1) ich schreie
2) ich nehme etwas, um das Vieh zu entsorgen
3) ich entsorge es schreiend und habe komische Zuckungen, wenn es sich bewegt…
– ich würde dich trotzdem auslachen, wenn du mich anrufen würdest :haha:

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Alex Storm

18. Mai 2010 um 22:00
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7

na, lol :grimace: