Vulgaritäten mit künstlerischem Anspruch
Verfasst am Samstag, 17. Apr 2010
Ihr kennt sicherlich alle diese Tage, an denen man aufwacht und feststellt, dass alles, was einem gerade durch den Kopf geht, auf gar keinen Fall ausgesprochen werden sollte. Wer will morgens schon statt “Guten Morgen” “Halt die ******, du ********* ************!!!! … !” hören? Richtig: Wir. Da aber das Gegenüber eventuell ein sehr fragiles, zartes Gemüt besitzt und wir ihm genauso gut unsere Lieblingsbratpfanne über den Schädel jagen könnten, sollten wir den Satz so beginnen lassen, dass unser Zuhörer gleich weiß: “Ah, da kommt jetzt etwas kulturell Wertvolles! Wie schön!” Ich wähle dafür die folgende Satzstruktur: “Ich zitiere XYZ: “zyx!” Ihr werdet euch wundern, wie geschmackvoll und intellektuell man aussehen kann, wenn man nur weiß, welche Berühmtheit den Kraftausdruck vor uns schon einmal benutzt hat. Dann fangen wir mal an:
Ich zitiere Joschka Fischer: “Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!”
Es kommt leider manchmal vor, dass man von irgendwelchen Leuten, die sich für etwas Besseres halten (oder halt tatsächlich höhergestellten Menschen, etwa an der Uni) tierisch genervt wird. Da ziemt es sich ganz besonders (am Besten, wenn man alles bekommen hat, was man wollte) aufzustehen, die Nase in die Luft zu heben und Richtung Tür zu schweben. Bevor man jedoch den Raum verlässt, dreht man sich um, räuspert sich und zitiert Herrn Fischers elegante Worte aus dem Jahre 1984. Die Anrede kann natürlich beliebig variiert oder einfach durch ein weiteres Schimpfwort ersetzt werden.
Ich zitiere Schiller: “Hurensohn der Hölle!”
Wer es noch nicht wusste, sieht nun, dass auch Schiller nicht auf den Mund gefallen war. In Zeiten der Not schickt es sich durchaus an, es Fiesco aus “Die Verschwörung des Fiesco zu Genua” (Zweiter Aufzug, Achter Auftritt) gleichzutun und jemanden mit dem hübschen Titel “Hurensohn der Hölle” zu adeln.
Ich zitiere Mozart: “Leck mich im Arsch!”
Ja, ihr dachtet bestimmt alle, Mozart wäre ausschließlich ein Musikgenie gewesen, aber nein, er war auch ein Meister des Vulgären, was ihr in seinen Bäsle-Briefen nachlesen könnt. Sollte unter euch jemand nicht lesen können oder wollen, ist das kein Grund zur Sorge: Man kann sich das Ganze auch vorlesen lassen. Sollte euch “Leck mich im Arsch!” nicht ganz zusagen, weil es eurer Aussage nicht die nötige Intensität verleiht, so könnt ihr ihn auch wie folgt zitieren: “Leck mir den Arsch fein recht schön sauber!” Übrigens stammt die folgende Weisheit auch von Mozart: “Beym Arsch ist’s finster.”
Solltet ihr immer noch über Mozarts “Vorschläge” schockiert sein, und zwar so sehr, dass ihr nicht in der Lage seid, jemanden persönlich zu beleidigen, könnt ihr euch auch eine dritte Person als Boten dazu holen und ihr mitteilen: “Ich zitiere Goethe: ‘Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!’” (Götz von Berlichingen, dritter Aufzug).
Ich hoffe, ich konnte euch beim kultivierten Schimpfen etwas unter die Arme greifen. Insofern wünsche ich euch viel Freude und Ausdruckskraft beim Fluchen! Bis dann, denn!
Verti
18. April 2010 um 12:03
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1
Es beruhigt zu wissen, dass man beim fluchen, verdammen und beleidigen in solch erlauchter Gesellschaft ist :exciting:
so long
Verti
karottensaft
23. April 2010 um 20:41
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2
passend dazu:
“Sehr geehrte Damen und Herren, liebe N….”
http://www.heinrichluebke.de/
Alex Storm
23. April 2010 um 22:16
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3
Ja, es gibt tatsächlich noch mehrere Beispiele für durch Quellen belegtes Fluchen und Beleidigen. Ich möchte mit dem Finger auf einen SPD-Politiker zeigen, aber ich nenne seinen Namen nicht. Und ich möchte auch darauf verzichten ihn zu kommentieren, sonst müsste ich auf kreatives, quellenloses Rumfluchen umsteigen.
:grimace: :grimace: :grimace:
karottensaft
24. April 2010 um 08:22
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4
Da wäre ich nun aber dennoch gespannt :grimace:
Alex Storm
24. April 2010 um 22:45
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5
ick weeß :grimace: