Unterleibsjazz & ähnliche Phänomene
Verfasst am Dienstag, 16. Nov 2010
Wie jeder weiß, spaltet Fäkalhumor, d.h. Witze von, für und über Stoffwechsel- und ähnliche Produkte, die Meinungen. Während die einen die Nase rümpfen, giggern andere peinlich berührt ins Fäustchen, wenn alle weggucken. Manche grölen dagegen einfach laut los, sobald jemand das Wort Wurst in einen Zusammenhang bringt, der mit Essen soviel zu tun hat wie Death Metal mit Synchronschwimmen.
Warum ist das so? Ich meine, es ist ja einerseits klar – viele denken, alle anderen würden kacken, aber sie selbst produzieren Rosenblüten mit frischem, saftigem Erdbeeraroma oder wahlweise auch betörend-bezauberndem Frühlingsodem. Wenn es so ist, dann lasst doch die Tür offen und lasst alle an eurer kunstvollen, einzigartigen Verarbeitungsbegabung teilhaben. Oder kackt ihr in Wirklichkeit auch alle? Wusste ich es doch. Es ist nämlich tatsächlich so, dass die Leute nicht nur nicht öffentlich darüber scherzen wollen. Sie haben sogar viel größere Probleme damit, jemandem wissen zu lassen, dass sie auch zu denen gehören, die zwingend notwendig aus alltagsorganisatorischen und biologisch einleuchtenden Gründen öfter mal ein deftiges Überraschungsei aussitzen. Oder einen Familienvorrat an Schokopudding, Marke Eigenbräu.
Unterstützt wird diese These durch ein Phänomen, das jeder kennt. Man betritt eine öffentliche Toilette und bis auf eine Kabine sind alle Türen zu, was an der Farbgebung der Schlossvorrichtung klar erkennbar ist. Sobald die dort Beschäftigten aber wittern, dass jemand Neues im Raum ist, werden alle Aktionen unterbunden, die Atmung auf ein nicht hörbares Mindestmaß reduziert und eine allgemeine Totenstarre vorgetäuscht. Es kehrt eine Scheißstille ein. Sollte jemand der Anwesenden vor der Zeit rauskommen, wird jeder Neuankömmling mit einem rechtfertigenden Gesichtsausdruck abgefertigt, frei nach dem Motto: „Ach, ick war grad in da Nähe und dacht ma, schauste ma rin, kiecksta um, setzte dich ma hin. Und wenn ick hia schon ma sitze, kann ick ja och glei die Hose runtalassn, nisch dass von untn ne Hand greift und ick hab die Hose an. Wär ja unhöflich!“
Was soll das? Was soll man davon halten? Ist es die Scham? Ist es der Ekel? Oder gibt es Themen, über die man allgemein nicht reden will? Nicht, dass ich darüber reden will, aber ich möchte nicht komisch angeguckt werden, wenn ich spontan öffentlich geistreiche Lexemkompositionen wie „Ha ha, du zottelige Kackwurst!“ von mir gebe. Liebe geht schließlich durch den Magen und irgendwas kommt ja dabei auch raus, die bleibt ja da nicht stecken. Sonst wär ich schon längt vor lauter Liebe geplatzt.
Weiterführende Fragen zum angeschnittenen Themenkomplex:
–> Wenn eine Frau, sagen wir mal auf einer Party, aus der Toilette kommt und die Klobrille ist hochgeklappt – was hat die da bitte schön gemacht?
–> Warum wissen einige Leute nicht, dass dauerhaftes Nichtkackengehen früher oder später zu improvisiertem Unterleibsjazz führt?
–> Wenn Liebe durch den Magen geht und hinterher zu etwas Neuem wird, wie aus der Puppe der Schmetterling – ist Liebe ein Synonym für Scheiße? Zumindest DAS würde einiges erklären.
- Tags: Kackwurst, Klo, Liebe, Scham, Toilette, Unterleibsjazz
- 1 Kommentar
MindfuckUnlimited
22. November 2010 um 21:27
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Das Erste, was ich sah, nachdem ich diesen erfrischenden Beitrag gelesen habe, waren 8 “Gefällt Mir”-Zecken ;)
Soso, Kacken gefällt euch also, alle Achtung (wäre auch verwunderlich, wenn nicht, euer Arsch klebt ja an euch dran, soviel zu anatomischen Begebenheiten)!
Als was nicht alles haben wir die Liebe nun schon tituliert? Als Hure, als Kacke (bzw. Kackwurst oder anderes fäkales Stoffwechselendprodunkt).
Und dennoch finde ich diesen Gedanken ergreifend, dass am Ende nur Dreck übrigbleibt, und sich all die schönen Schmetterlinge in deinem Bauch in Scheiße verwandeln, herausgepresst werden, heruntergespült und verabschiedet.
Aber davor haben sie Larven hinterlassen, die im Magen bleiben, ihn aufknabbern und bei Gelegenheit diesen metaphorischen Zyklus des Erblühens und Kackens aufs Neue nachvollziehen.
Kurzum: ich liebe deine Texte, dich und mich. Und das ist nicht scheiße!