Eva Hermann/Loveparade: Kommentar

Wir wissen bereits alle, dass Frau Hermann versuchte uns mit der (ihrer Ansicht nach) unerhörten Wahrheit zu konfrontieren, die alle anderen angeblich aus Gründen der PC unausgesprochen ließen. Ihre Äußerungen zur NS-Familienpolitik erwähne ich deswegen hier lieber gar nicht. Nun geht sie aber einen weiteren Schritt in die Richtung sinnloser Provokation.

Es reicht ihr offenbar nicht, die Loveparade, bei der gestern durch eine Massenpanik 19 Menschen den Tod fanden und viele weitere verletzt wurden, mit Sodom und Gomorrha gleichzusetzen. Nachdem sie die schockierenden (= allen Beteiligten seit Langem bewusste) Tatsachen über Drogenkonsum und Promiskuität ausgesprochen hat, schreibt sie: “Wer sich die Bilder der Loveparades aus den zurückliegenden Jahren ansieht, glaubt, in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden.” Welche Ausgabe der Bibel meint sie bitte?

Dann erklärt sie sich zur Musikexpertin: “Das ohrenbetäubende, stereotype Rave-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme.” Ich dachte immer, über Geschmack ließe sich streiten. Nun, ich habe mich wohl geirrt. Anschließend heißt es: “Doch das scheint den 1,4 Millionen Partygästen nichts auszumachen. Sie wussten, was sie erwartet, haben sich freiwillig dazu entschieden, hierher zu kommen.” Ich spreche am besten gar nicht aus, wie man diesen letzten Satz verstehen könnte…

“Riesige dunkle Wolken der Enthemmung und Entfesselung treiben über dem Geschehen, die jungen Menschen wirken, als hätten sie jegliche Selbstkontrolle abgegeben, ekstatisch und wie im Sog folgen sie dem finsteren Meister der sichtbaren Verführung.” Ehm, also war der Teufel als VIP vor Ort?

Später heißt es: “Die Polizei und die Sicherheitskräfte, die ihr Bestes tun, werden von den Vollgedröhnten bepöbelt, beleidigt und angegriffen.” Frau Hermann weiß wohl nicht, dass das leider bei jeder Links- und Rechtsextremistendemo hübsches Beiwerk ist und keinesfalls loveparadespezifisch ist. Zudem hat sie zuvor selbst auf übermäßigten Alkohol- und Drogenkonsum verwiesen. Man muss nicht ausgesprochen prüde sein, um das ausgesprochen ungeil zu finden, jedoch ist es ja wohl klar, dass schwarze Schafe überall zu finden sind oder vertritt jemand ernsthaft die Meinung, dass ausnahmlos alle Loveparade-Besucher aggressive, sexgeile Junkies sind? Abgesehen von der hier kommentierten Oberflächenanalyse?

“Niemand wird jetzt natürlich, angesichts der Zahl von nahezu zwanzig Toten und den weiteren zahlreichen, zum Teil schwerverletzten jungen Leuten, über die entfesselten Auswüchse der »geilsten Party der Welt« berichten, die symbolisch doch nur für den kulturellen und geistigen Absturz einer ganzen Gesellschaft steht.” Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Bullshit wäre und selbst wenn dem doch so ist, dann hat der Absturz zumindest seine Gallionsfigur gefunden.

“Kritik an dieser Veranstaltung war schließlich auch schon in den letzten Jahren politisch unkorrekt.” Nein, denn davon gab es mehr als genug. Nur jegliche Kritik von Frau Hermann ist in den letzten Jahren irgendwie gar nicht pc, nicht mal mit Augenzudrücken und Weghören.

“Viele sind durch das ausgeuferte Unglück ernüchtert und wach geworden, herausgerissen aus der falschen Traumwelt.” Anscheinend aber leider die falschen.

Nach dem der Teufel beschworen und die Bibel als Bestrafungsrepertoire in Erinnerung gerufen wurde, hat man wohl auch die Glaskugel herausgeholt. Wie soll man sonst folgende Prophezeiung verstehen? “Etliche der jungen Leute werden sich das nächste Mal genau überlegen, ob sie sich noch einmal auf eine solche »Massenparty« einlassen.”

“Den Familien und Angehörigen der Toten gebührt tiefstes Beileid, sie haben schwerste Zeiten vor sich.” Warum werden sie dann zusätzlich durch dermaßen ungeheuer uninteressante Meinungsäußerungen belästigt und verhöhnt?

Wie dem auch sei: “Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!” Das erinnert mich an folgenden Tweet, den ich gestern bestürzt las: “Da hats mal die richtigen erwischt, die Schwuletten haben sich selbst totgetrampelt, gibts was schöneres? #loveparade”

Die Predigt schließt endlich mit: “Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste.” Ich würde meine eigene Schreibe nicht beleidigen, aber Frau Hermann geht unverkennbar ihre eigenen Wege. Wenn wir allerdings schon bei biblischen Anspielungen bleiben wollen, möchte ich an den Sündenfall erinnern und die Verfasserin dieser Geschmacklosigkeit bitten, ihre Äpfel für sich zu behalten.

Es bleibt verwundert festzustellen, dass versäumt wurde, Killerspiele für alles verantwortlich zu machen. Hätte doch gut ins Konzept gepasst.

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/eva-herman/sex-und-drogenorgie-loveparade-zahlreiche-tote-bei-sodom-und-gomorrha-in-duisburg.html