CDU-Ministerin sieht Zusammenhang zwischen Medien und sexueller Gewalt

Verfasst am Samstag, 24. Jul 2010

Politiker sagen oft A, wollen B und machen C. Eine Art natürlicher ABC-Angriffe. So hat Frau Merk, bemerkenswerterweise Bayerns Justizministerin, einen Zusammenhang zwischen den Missbrauchsfällen auf Ameland, Online- und anderen Medien und ihrem Koalitionspartner gefunden. Eigentlich nicht verwunderlich, irgendjemand muss die Schuld ja tragen und die anderen MÜSSEN es einfach sein, da man selbst anscheinend immer nur das Beste wollte und so. Argumentationstaktik: “Hauptsache wat jesacht!”

In der Pressemitteilung 93/2010 des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz heißt es, Frau Dr. Merk erkenne in den Ameland-Missbrauchstaten “Verrohungstendenzen, die auch durch Fehlgebrauch moderner Medien begünstigt würden”. Und da ist sie hoffentlich die Einzige. Die Theorie an sich ist ja gar nicht so weit hergeholt. Jeder kann sich vorstellen, dass bei täglichem Ansehen von Gewaltvideos etc. die Hemmschwelle gegenüber solchen Inhalten irgendwann allein aus Gewohntheit sinken muss. Wenn ich mir zum Beispiel jeden Tag GZSZ angucken würde, würde ich mich natürlich auch irgendwann daran gewöhnen. Aber was heißt hier “Verrohungstendenzen” bitte? Das Wort an sich kennzeichnet ja nur eine Möglich- oder Wahrscheinlichkeit der Abstumpfung. Also reine Vermutung, Behauptung oder Wunschvorstellung?!? Das ist nichts Handfestes. Was da mit dem “Fehlgebrauch” gemeint ist, ist mir allerdings absolut unklar. Wenn es etwa um Videos geht, kann man ja im Standardfall nicht mehr machen als auf Play zu drücken. Wenn der Klick ausbleibt, wurde also korrekt gebraucht? Und, liebes Ministerium, was zum Klappstorch sind “moderne Medien”? Sorry, aber eine Hexenjagd kann man auch tarnen, das hier ist einfach populistisch-gedanklicher Eiskunstlauf, aber mehr auch nicht. Es drängt sich der Verdacht auf, dass entweder die Politiker keine Ahnung haben oder aber sie halten das deutsche Volk einfach für unterbelichtet.

Aber weiter im Text. Frau Dr. Merz wird persönlich zitiert:

“Psychologen sagen mir, dass solche Übergriffe auch deshalb geschehen, weil man heutzutage im Netz problemlos alle erdenklichen Formen von Gewalt und Pornographie ansehen kann. Jugendliche und Kinder haben heute leichten Zugang zu entsprechenden Videos. Besonders abartige Filme werden sogar per Handy auf dem Schulhof herumgezeigt. Junge Menschen sind in ihrer Persönlichkeit noch nicht so gefestigt und können vieles von dem, was sie da sehen, nicht richtig einordnen oder verstehen. Fatal ist vor allem, wenn in solchen Filmen Gewalt und Sexualität verknüpft werden und den Kindern hier ein Zusammenhang suggeriert wird. Dann ist es nicht verwunderlich, dass ein Teil der Jugendlichen zunehmend verroht, was sich auch in solchen schrecklichen Taten äußern kann.”

Wenn die Justizministerin sich in Bezug auf “moderne Medien” *hust* bei Psychologen informiert, sollte sie mal darüber nachdenken, dass man Kartoffelbauern auch nicht nach HIV-Impfstoffen fragt. Es ist nicht primär das Internet Schuld, dass Jugendliche und Kinder leichten Zugang zu irgendetwas haben, sondern die zuständigen Instanzen, sprich Eltern (Kontrolle zu Hause?!?), Lehrer (Kontrolle in der Schule?!?) und natürlich vor allen Dingen die Produzenten und Vertreiber der entsprechenden Inhalte. Wenn jeder auf die Straße kackt, kann nicht die Straße Schuld sein!

Sexuelle und jegliche andere Gewalt, Missbrauch und all die anderen schrecklichen Dinge, die leider immer wieder passieren, sind kein primär mediales, sondern ein gesellschaftliches Problem und solange alle Zuständigen wahllos die falschen oder erstbesten Instanzen dafür verantwortlich machen, wird dieses auch nicht gelöst! Außerdem haben unsere Politiker, wie Frau Merz dies hier exzellent vorführt, offensichtlich keine Ahnung und Erfahrung mit der medialen Wirklichkeit. Es ist einfach so: Wenn man nur Harmloses im Internet macht, dann bleibt es auch in der Regel dabei. Wenn man allerdings Extremes sehen will, dann bekommt man das auch nicht zwangsläufig überall serviert, meistens ist eine entsprechende eigene, bewusste “Recherche” von Nöten. Die Konsumenten sind also auch für ihr Tun verantwortlich.

Natürlich kann man bei Jugendlichen und erst recht bei Kindern (wo ist eigentlich die Grenze?) in diesem Zusammenhang nicht von einem 100%igen Verständnis für viele Dinge ausgehen. Sollte und darf man auch nicht. Andererseits sollte man sie auch nicht wie absolute Schwachmaten behandeln, denn auch wenn sie eventuell vieles  nicht realistisch und sozial kompatibel einschätzen können (sicherlich auch die eigenen Taten nicht), so haben sie dennoch von Hause aus auch ein bestimmtes (Un-)Gerechtigkeitsempfinden und wie dieses beschaffen ist, das wird hoffentlich niemand bei vollem Bewusstsein bestreiten wollen, KANN nicht allein durch irgendwelche Medien allein konstituiert werden. Sprich: Jemand, der Verbrechen jeglicher Art begeht, wird vielleicht eine Bestätigung, Inspiration oder was auch immer in den Medien finden, aber die Verrohung beginnt ganz sicher im sozialen Umfeld und sollte auch da gesucht werden. Daran werden weder Stoppschilder vor Kinderpornos oder Hinweiszeichen vor bösen Videos, noch Verbote von schrecklichen Spielen etwas grundlegend ändern können. Wir sollten die Ursachen, nicht die Symptome bekämpfen. Verbieten kann man, was man will – wenn es hart auf hart kommt, hat jeder Mensch noch seine Fantasie.

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Mein Name ist Alex und ich verfasse hier originelle Beiträge zum Werte-verfall. Mehr über mich erfährst du hier. Solltest du mir irgendetwas mitteilen wollen, dann kannst du dies gern hier tun. Viel Spaß!

Ohrwurm



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Angelica García

24. Juli 2010 um 19:40
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Ich stimme Ihnen zu, dass ist ein Resultat der sozialen Umwelt selbst, einschließlich der Medien, aber diese sind nicht die Täter, sondern die globalen Veränderungen, die sozialen Beziehungen in Frage, da die gleiche Person, Ort oder nimmt tat.
Ich stimme Ihnen zu, dass ist ein Resultat der sozialen Umwelt selbst, einschließlich der Medien, aber diese sind nicht die Täter, sondern die globalen Veränderungen, die sozialen Beziehungen in Frage, da die gleiche Person, Ort oder nimmt tat.
Es ist fast ein Kampf zwischen Kontinuität und Wandel, ohne das Ergebnis ist oft sinnlos.Politiker sind nicht dazu bestimmt, zu erklären, denn das ist ihr Dilemma. Nicht fix, aber es funktioniert.

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Alex Storm

26. Juli 2010 um 06:59
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2

Es bleibt sich zu fragen, wann die Politiker das wohl auch einsehen…